Auf weisen Wegen in Nepal

Auf einem dreiwöchigen Trekking-Trip durch Nepal können einige Weisheiten zutage kommen. Durch das lange kontemplative Dahingehen scheinen einfache Tipps auf einmal auch tiefgründige Bedeutungen erlangen zu können. Ist nicht das ganze Leben eine lange Wanderung? Folgende Dinge habe ich bei meiner kürzlich durchgeführten Annapurna-Umrundung erfahren. Manches davon kann man auch im täglichen Leben anwenden!

1. Drückt der Schuh, dann tue etwas dagegen! Sonst wird es meist noch schlimmer!


Der Weg zwischen Thorung Phedi und High Camp


2. Es ist manchmal verblüffend, wie viel man an einem Tag schaffen kann!



Blick vom Poon Hill
 3. Es kann sinnvoll sein, ein fixes Ziel vor Augen zu haben und darauf zuzusteuern. Hast du es erreicht, so feiere! Mache Pause! Dann suche ein neues Ziel!



4. Auch wenn du den Weg zu deinem Ziel nicht genau kennst: Du wirst ihn finden und kennenlernen!

Brücke auf über 4000 Metern


5. Keine Angst vor den Menschen! Wenn du etwas wissen möchtest, dann frage! Wenn dich jemand ansieht, dann grüße ihn!

Wanna smoke something, my friend?
6. Man gewöhnt sich schnell an neue Situationen. An kalte Duschen zum Beispiel. Oder an 10 Kilo mehr am Rücken.

Gebetsmühlen


7. Besser eine schnelle, zweitklassige Entscheidung treffen, als eine langsame und drittklassige! Vermeide langes Hin- und Her. Triff eine Entscheidung, zieh sie durch und steh dazu!

Das Flussbett hinter Jomsom


8. Die Liebe zu den Bergen ist die reinste!

Gletscher der Gangapurna

Auf dem Weg zum Annapurna Base Camp

9. Für viele scheint das Ziel viel mehr zu gelten als der Weg dorthin. Ins Annapurna Base Camp und das so schnell wie möglich. Nur nicht stehenbleiben. Keinen Blick für die Details am Wegrand. Nur das Ergebnis zählt. So schnell wie möglich. Und vor allem schneller als die anderen! Immer im Wettbewerb. „Wie schnell warst du? Wann und wo bist du gestartet? Wie lange braucht man dahin?“ Nicht: „Wie schön ist es dort? Hast du den Weg genossen?“ Alle laufen um die Wette den Berg rauf und runter. Nur um einmal da gewesen zu sein. Um es erzählen zu können. Chinesen, Amerikaner, Holländer, Deutsche, Japaner. Ich genauso. Was für ein verrücktes Bild für unsere Zeit.

Bei Hongde

10. Genereller Gedanke beim Anblick der Armut: Vielleicht ist Düringers Weg falsch. Vielleicht, und ich sage vielleicht, ist der Weg zurück, aus den Systemen heraus, nicht der richtige. Vielleicht sollten wir doch nach vorne. Aber auf eine andere Art. Eventuell hat doch Eisenstein Recht, wenn er meint, dass der bisherige Weg wichtig war. Das wir nicht zurück in die Steinzeit sollten, sondern schon nach vorne gehen, fortschrittlich sein. Aber anders als bisher?! Fortschritt wohin? Lebensstandard weiter heben? Noch stärkere Vernetzung?

Beim Anblick des einfachen Lebens hier scheinen unsere Lippenbekenntnisse zu einem einfacherem Leben als falsch, als verklärt. Wir träumen vom einfachen Leben und vergönnen den Armen den Aufstieg. Wir vergöttern die Armut und verdammen unseren Fortschritt. Das ist Sozialromantik pur. Wir wollen in Wirklichkeit nicht in die Armut. Wir sollten auch nicht dorthin. Wir müssen den Spagat schaffen: Fortschritt und Fortbestehen. Reichtum und Nachhaltigkeit!

Straße in Kathmandu

Kommentare

  1. Cooler Blogeintrag! Hier sind ein paar Alternativgedanken:
    1. Wenn man jedem Schuhdrücken nachgibt, kommt man nicht vom Fleck. Es ist ein Zeichen von Weisheit, unbedeutendes „Schuhdrücken“, das eh wieder vergeht, von bedeutendem zu unterscheiden – und nur auf zweiteres zu reagieren.

    2. Es ist manchmal verblüffend, wie viel man an einem Tag schaffen kann, und es ist verblüffend, wie wenig man auch mit hohem Aufwand schaffen kann.

    3. Es kann sinnvoll sein, ein fixiertes Ziel loszulassen. Feiere das.

    4. Wenn dich jemand ansieht, dann lächle!

    5. Triff eine Entscheidung, und steh dazu. Das bedeutet aber nicht, dass Du sie auch durchziehen musst, egal um welchen Preis. Beobachte genau, ob die Entscheidung gut für Dich, die anderen und die Welt ist. Scheue Dich nicht, sie zu verändern. Feiere, wenn Du eine Entscheidung widerrufen hast.

    6. Es ist genug für alle da, wir leben in einer Welt des Überflusses. Wenn wir uns rückbesinnen, was uns wirklich wichtig ist, was wir wirklich brauchen, damit es uns gut geht, dann werden wir weniger verschwenden und das ist dann für die anderen da.

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