Das Gegenteil von Geben...

Im deutschen Sprachalltag hört man oft die Redewendung "Geben und Nehmen". Wir nehmen es als selbstverständlich, dass dies ein Gegensatzpaar ist. Nichts könnte falscher sein.

Denn wenn eine Person gibt, so nimmt die andere Person streng genommen nicht. Sie empfängt. Das mag als i-Tüpfelchenreiterei daherkommen, aber der Unterschied ist wichtig. Es ist ein Unterschied, ob ich etwas von jemandem nehme, oder ob ich etwas von dieser Person empfange, bekomme. Der Unterschied liegt in der Freiwilligkeit. Geben ist ein freiwilliger Akt. Etwas annehmen, etwas empfangen, ist ebenso freiwillig.

Wenn ich jedoch von jemandem etwas nehme, so wird dieser Person etwas genommen. Das Gegenteil wäre eigentlich beraubt oder enteignet werden.

Also wäre eigentlich richtig:
  • Geben <-> Empfangen und 
  • Nehmen <-> Enteignet werden.

Wieso ist dieser Unterschied wichtig?

Nehmen wir die Diskussion zwischen der Idee der Schenkökonomie (SÖ) und des Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE). Beide sind sich in vielen Dingen ähnlich. Bei der SÖ haben wir jedoch Geben und Empfangen: Keine kann gezwungen werden, etwas herzuschenken. Beim BGE haben wir das Gegensatzpaar Nehmen und enteignet werden. Denn das BGE ist über Steuern finanziert und Steuern muss man zahlen, ob man will oder nicht. Es wird über einen Mehrheitsentscheid beschlossen, dass man sich von einer Menschengruppe etwas nimmt.

Somit trägt die Klärung dieser Begriffe zur Klärung der Unterscheidung zwischen SÖ und BGE bei und kann sicherlich in anderen Diskussionen auch fruchtbar sein!

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