Wenn Griechenland noch die Drachme hätte...

Oft wird ja argumentiert, dass die Krise in Griechenland nicht da wäre, wenn es noch die Drachme hätte. Denn wenn das Land mehr importierte als es exportiert, würde die Währung abwerten und damit die Importe teurer machen und die Exporte billiger. Das Land wäre wieder wettbewerbsfähiger.

In der Schweiz passiert gerade das Gegenteil. Das Ausland kauft gerne in der Schweiz ein, dadurch exportiert die Schweiz mehr, als sie importiert. Weil man, um Schweizer Produkte kaufen zu können, bspw. Euro verkaufen muss und Schweizer Franken kaufen, sinkt der Wert des Euros in Relation zum Franken. Damit wertet der Schweizer Franken auf und die Schweizer Exporte werden teurer, die Importe billiger. Die Exporteure ächzen. Aber man kann einfach nicht in alle Ewigkeit Guthaben gegenüber dem Ausland anhäufen, sondern muss auch irgendwann einmal wieder einkaufen gehen.
So weit, so gut.

Aber dann wird argumentiert, dass auch durch aktive Währungspolitik das Ergebnis erreicht werden kann, dass ein Land wettbewerbsfähiger wird. Nun frage ich mich: Kann eine aktive Währungspolitik zum Abbau eines Handelsdefizits langfristig funktionieren? Und ist diese Vorhergehensweise nicht irgendwie Betrug?

Warum kann es langfristig nicht funktionieren?

Ein Preisniveau in einem Land kommt ja nicht von irgendwo her. Es ergibt sich einerseits durch die Produktionskosten, denn diese legen zumindest längerfristig die Mindestverkaufspreise fest. Dann hängt es natürlich von der Konkurrenz im Land ab. Und schließlich natürlich von der Nachfrage. Die Produktionskosten hängen irgendwie auch mit dem Welthandel zusammen, denn die Produktionsmittel und bspw. das Öl müssen meist importiert werden und hängen damit zumindest vom Ölpreis ab.

Wenn man nun eine Währung absichtlich inflationiert, so erhöht man den Preis der Importe, damit aber die Produktionskosten und schlussendlich einfach das Preisniveau. Die Produkte werden teurer. Damit werden aber auch die Exportgüter wieder teurer und dadurch der Effekt der Inflation wieder ausgeglichen. Daraufhin muss wieder interveniert werden und wieder inflationiert. Daraufhin steigen wieder die Preise und so weiter.

Das heißt, eine aktive Währungspolitik zur Senkung eines Handelsdefizits funktioniert eventuell kurzfristig und so lange, wie die Preise im Inland nicht steigen. Langfristig verliert die Währung immer mehr an Kaufkraft und geht irgendwann einfach zugrunde, weil keine Nullen mehr auf die Geldscheine passen.

Warum ist Wettbewerbsfähigkeit durch Inflation Betrug?

Die Nachfrage im Land hängt von der Kaufkraft der Menschen ab und diese von den Löhnen. Die Löhne sind teilweise durch Verhandlungen, sei es persönlich, sei es kollektiv, ausgemacht. Das heißt, die Arbeitnehmer wollen ein gewisses Gehalt in Relation zu den Preisen. Inflationserwartungen spielen ja bei Kollektivvertragsverhandlungen auch eine Rolle.

Angenommen, die Importe werden durch die Währungspolitik teurer. Dann würden wie oben erwähnt auch die Produktionskosten, damit die Preise und damit die Lebenserhaltungskosten steigen. Wenn die Gehälter nicht mit steigen, so bezahlt die arbeitende Bevölkerung die Abwertung. Davon geht die Idee der Währungsabwertung aber aus. Das heißt, die Idee der Wettbewerbsfähigkeit durch Abwertung ist genau so, als würde man versuchen, wettbewerbsfähig zu werden, indem man die Löhne senkt. Nur versteckter.

Die Frage ist, ob das moralisch vertretbar ist, andere zum Kaufen zu bewegen dadurch, dass man mehr Papier druckt und mit der Währung spielt. Wäre es nicht ehrlicher, bessere Produkte herzustellen? Oder effizienter zu arbeiten, damit die Produkte billiger werden?

Langfristig kann eine dauernde Abwertung nicht funktionieren. Davon abgesehen ist es moralisch auch fragwürdig, wenn man Rechnungen billiger macht, indem man Währungen abwertet. Wäre es nicht fairer intelligenter, schneller und effektiver zu arbeiten?!

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