Ökonomik ist Astrologie

Lese momentan das über 1000 Seiten starke Buch "Die Herrschaft des Geldes: Geschichte und Systematik" von Karl-Heinz Brodbeck und bin einigermaßen begeistert. Hier gleich einmal ein Zitat, das ich besonders gut fand:

"Tatsächlich, das wird sich zeigen, ist dieser Vergleich mit der Astrologie keineswegs nur eine metaphorische Umschreibung; er ist vielmehr in einem wörtlichen Sinn zutreffend: Die Ökonomik - wenigstens in der weit überwiegenden Mehrzahl ihrer Ansätze - behauptet, die Wirtschaft werde durch Quasi-Naturgesetze regiert, deren Wirken im großen und ganzen entschlüsselt sei. Darin liegt - spezifischer gesagt - die Behauptung, die schier unendliche Vielfalt menschlicher Handlungen im Umgang mit Waren und Geld sei individuell, wenigstens aber in großen Massen auf eine Weise determiniert, die entlang einer "Zeitachse" als mathematische Funktion dargestellt werden könne. Diese Charts sind medial allgegenwärtig. Nun ist aber die Zeitmessung nichts anderes als der auf die Erde heruntergeholte Lauf der Planeten. Es wird also behauptet, die Gesetze der Wirtschaft ließen sich als eindeutige Funktionen ökonomischer Variablen abhängig von der Kalenderzeit, von der Bewegung der Erde um die Sonne darstellen. Und darin liegt auch die Behauptung, man könne die Bewegungen ökonomischer Größen (der Preise, der Zinsen, der Wechselkurse usw.) aufgrund ihrer gesetzmäßigen Verknüpfung mit der Zeit auch prognostizieren. Entfernt man hier den mathematischen Fetischismus der Modelle, so besagt das: Die Masse der ökonmischen Handlungen der Menschen wird durch die Bewegung der Planeten mechanisch-kausal bestimmt. Das ist Astrologie, keine Wissenschaft vom wirtschaftlichen Handeln und vom Geld." (Brodbeck 2009, S.3f)

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