Kant und der globale Bewusstseinswandel

Immanuel Kants Philosophie wird oft kritisiert als zu kopflastig. Es geht sehr viel um Vernunft und Verstand bei ihm. Wie man den kategorischen Imperativ überhaupt anwenden soll, ist oft die Frage. Immanuel Kants Leben spielte sich großteils ein seinem Geburtsort Königsberg ab. Seine Transzendentalphilosophie wurde von ihm in dieser Stadt entwickelt. Obwohl er seinen Heimatort beinahe nie verließ, verbreiteten sich seine Theorien um die ganze Welt



Porträt von Immanuel Kant (Quelle)
Kant schien also nicht die Welt beobachten zu müssen, um interessante Theorien über sie aufstellen zu können. Er musste nicht nach außen gehen. Vielmehr bediente er sich seines Inneren. Seines Verstandes, seiner Vernunft und seiner Kontemplationsfähigkeit. Hier könnte man natürlich spirituelle Parallelen ziehen. Denn woher kamen diese Gedanken? Kant hörte in sein Inneres und erhörte Aussagen über sich selbst, über den Menschen und über die Welt.

Sowohl apriorische Wahrheiten, wie auch die ethischen Grundpflichten, kommen aus der Vernunft, laut Kant. Durch vernünftiges Nachdenken kann man also auf Wahrheiten kommen. Analytische Wahrheiten sind alleine schon durch ihre Verfasstheit richtig. Die Grundfrage seiner Kritik der reinen Vernunft lautet nun: Sind synthetische Urteile a priori möglich? In anderen Worten: Kann man wahre, gehaltserweiternde Schlüsse rein aus der Vernunft ziehen? Oder allgemeiner: Kann man Wahrheiten in sich finden und wissenschaftliche Fortschritte erzielen, ohne dass man auf die Empirie, also auf die Erfahrungen in dieser Welt zurückgreift? Man lässt also die Welt der Sinne zurück und begibt sich in die Welt der Vernunft, auf der Suche nach allgemeingültigen Wahrheiten.

Es fällt nicht schwer, die Ähnlichkeit dieser Herangehensweise mit der einiger Religionen oder auch spiritueller Richtungen zu erkennen. In der Religion ist diese innere Stimme die Stimme Gottes. Sie spricht zu einem, kann manchen Menschen ganze Bücher ansagen, sie verkündet die Wahrheit des Lebens. Natürlich ist das eine verkürzende Darstellung und es gibt sehr große Unterschiede zwischen den einzelnen Glaubensgemeinschaften. In vielen Religionen ist es auch eben nicht so, dass jeder diese Stimmen hören kann, sondern dass es Propheten oder Päpste gibt, die einen näheren Draht zu jenen ewigen Wahrheiten besitzen wollen.

Das spirituelle Pendant zu einer solchen Herangehensweise ist das Channeling. Da wird auch von Personen gesprochen, die als Medium besonderen Zugang zu diesen Wahrheiten haben sollen. Laut Wikipedia:

"Medium (auch Channel genannt) bezeichnet eine Person, die von sich behauptet, die Botschaften von übernatürlichen Wesen wie Engeln, Geistern oder Verstorbenen zu empfangen oder sonstwie "nicht-physikalisch" Wahrnehmungen zu haben oder auf die Umwelt Einfluss nehmen zu können."

Sowohl Christen, als auch andere spirituelle Gruppierungen glauben also daran, dass es Engel, Geister oder andere übersinnliche Wesen gibt, zu denen man Kontakt aufnehmen kann und die dann Wahrheiten übermitteln. Um zurück zu Kant zu kommen: Bei Kant kommen diese Wahrheiten aus der Vernunft. Man könnte getrost einmal versuchen, "Vernunft" durch das Wort "Gott" zu ersetzen. Gerade in der obigen Wikipedia-Definition wird von nicht-physikalischen Wahrnehmungen gesprochen. In anderen Worten also von apriorischen Wahrheiten.
War Kant der Spiritualität näher, als er glaubte?

Eine weiterer wichtiger Punkt ist die intelligible Welt. Kant sah den Menschen als Bürger von zwei Welten an. Einmal der empirischen, also der Erfahrungs- oder Sinnenwelt. Diese Welt erleben wir tagtäglich. Andererseits als Bewohner der intelligiblen Welt, die sich jenseits der Sinne abspielt. Menschen seien Wesen, die vernunftbegabt und auch Teil dieser Vernunftwelt sind. Kant schreibt:

"Denn vernünftige Wesen stehen alle unter dem Gesetz, daß jedes derselben sich selbst und alle anderen niemals bloß als Mittel, sondern jederzeit zugleich als Zweck an sich selbst behandeln solle." (Quelle)

Kant schreibt dabei ausdrücklich von vernünftigen Wesen. Er schreibt nicht "Menschen". Menschen seien zwar solche Wesen. Aber meinte Kant damit, dass es auch andere Wesen gäbe, die vernunftbegabt sein können? Eventuell sogar Wesen, welche nur Bewohner der intelligiblen Welt, also jenseits der Sinnenwelt sind?

Dass Kant sich dieser Wortwahl bedient und allgemein über Wesen spricht zeigt, dass er es zumindest nicht ausschließen wollte. Somit bleibt die Frage offen: Konnte Kant von Königsberg aus Kontakt mit diesen Wesen aufnehmen und so auf Wahrheiten kommen, die anschließend die Welt bewegen würden? Vernahm Kant durch Meditation und Kontemplation die Stimmen jener anderen jenseitigen Wesen? War Kant der Prophet einer Glaubensgemeinschaft? Oder war es nur die christliche Erziehung, welche in die Formulierungen seiner Philosophie religiösen Dogmen einfließen ließ? Wir werden es vermutlich nie wissen.

Spannend im Zusammenhang mit Spiritualität ist noch, dass bereits Immanuel Kant in seinen Worten über den globalen Bewusstseinswandel sprach. Bei ihm hieß das halt Aufklärung:

"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung." (Quelle)
Die Hoffnung des globalen Bewusstseinswandels ist doch, dass wir die selbstverschuldeten und uns selbst unterdrückenden Systeme aufbrechen und uns durch eigene Verantwortung und durch Aufklärung in andere, bessere Systeme bewegen.
Einer, der diese Schritte hin zum Bewusstseinswandel bereits gegangen zu sein scheint, ist der österreichische Kabarettist Roland Düringer. Vom Motorsport- und Konsumweltbegeisterten hat er seinen Lebensstil komplett umgekrempelt. Einblicke in seinen Wandlungsprozess und seine Zukunftsvisionen kann man in diesem Brief nachlesen. Dort kann man zum Beispiel folgendes lesen:

"Sollte am 21.12.2012 die Welt überraschender Weise nicht untergehen oder der erhoffte kosmische Bewußtseinswandel unserer Spezies ausbleiben, ist es wohl an der Zeit, Eigenverantwortung zu übernehmen. Ich werde also selbst Entscheidungen und damit eine Wahl treffen. 2013 werde ich mir eine GÜLTIGE STIMME verleihen und sie behalten, auch wenn man mich auffordern wird, sie wieder abzugeben. Ich werde täglich eine Wahl treffen, indem ich gewisse Dinge abwählen werde und werde versuchen, Schritt für Schritt Systemen Energie zu entziehen, indem ich sie nicht mehr benütze oder ihre Produkte nicht mehr nachfrage. Mein Plan ist es, aus Systemen ganz oder zumindest soweit auszusteigen, dass sie mir nur mehr als Werkzeug dienen. Wohlgemerkt: sie mir und nicht ich ihnen diene."
Wobei sich der kosmische Bewusstseinswandel, der Untergang der Welt so wie wir sie kennen, die Übernahme der eigenen Verantwortung und Aufklärung ja nicht ausschließen müssen.


In diesem Sinne:
Haben wir Mut zum globalen Bewusstseinswandel! Haben wir Mut zur Aufklärung! Sapere aude!

Ich wünsche einen guten Rutsch ins neue Jahr 0!

Kommentare

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