Schon jemals gewundert, warum überhaupt Krisen entstehen?
Die Antwort liegt in der Funktionsweise unseres Geldsystems. Um das zu verdeutlichen, möchte ich die Geschichte mit dem Lederstück bekannt machen.
„Ein Mann kommt in ein Dorf, in dem reger Tauschhandel vorherrscht. Er geht zu den Dorfbewohnern und überredet sie, doch kleine Lederstücke zu verwenden, als zentrale Tauscheinheit, um den Handel zu erleichtern. Er gibt jeder der fünf Familien 4 Lederstücke, also insgesamt 20 Stück her. Eine Bedingung stellt der Mann jedoch: Er möchte am Ende des Jahres von jeder Familie 5 Stück zurück. Das löst natürlich einen Konkurrenzkampf zwischen den Dorfbewohnern aus, jeder möchte seine Schuld begleichen. Am Ende des Jahres ist eine Familie bankrott und die anderen zahlen jeweils 5 zurück. Die Dorfbewohner bemerken jedoch nicht, dass sie nicht die gesamte Schuld beglichen haben, denn es sind 20 Stück in Umlauf und der Mann möchte 25 zurück.“
In unserem System ist es nicht anders. Sämtliches Geld kommt durch Kredit in Umlauf und muss mit Zinsen zurückgezahlt werden. So freut man sich zunächst, wenn die Konkurrenz, sei sie nun staatlich oder privatwirtschaftlich, Konkurs anmeldet. Man selber kann seinen Kredit bedienen. Das Problem ist: Man kann nicht die Geldmenge erhöhen. Das heißt, trotzdem geht sich das System nicht aus! Schon jemals gewundert, dass die Staatsverschuldung, die ja in Geld zurückzahlbar ist, immer durch höheres Wachstum, höhere Produktion versucht wird auszugleichen? Dabei produziert ein Land Güter und nicht Geld. Das heißt, auch wenn jedes Land jährlich seine Produktion ständig ausweitet, ständig ein höheres BIP Wachstum vorweisen kann, geht sich das System irgendwann nicht mehr aus. Das ist die wirkliche Ursache der Krise, dass unser Geld nur durch Kredit in Umlauf kommt. Das ist auch die wirkliche Ursache des Konkurrenzkampfes, es ist ein Kampf um die knappen Geldmittel. Das ist die Ursache der weltweit immer höheren Verschuldung, denn die Kredite müssen mit neuen Krediten zurückgezahlt werden. Das ist die Ursache einer ständigen Inflation, denn die Geldmenge muss ständig wachsen, um der nächsten Zinsrückzahlung genüge zu tun. Das ist der Grund, warum bei einer Deflation die Krise da ist und umgekehrt. Kommen zu wenig neue Geldmittel in Umlauf, können viele ihre Kredite nicht mehr bedienen und gehen bankrott. Um also die Krisen zu verhindern und um den internationalen Konkurrenzkampf zu entschärfen, müssen wir unser Geldsystem reformieren!
(Die Geschichte mit dem Lederstück habe ich aus dem brillianten Buch Das Geld der Zukunft: Über die zerstörerische Wirkung unseres Geldsystems und Alternativen hierzu
entnommen)
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Ebenfalls zum Thema: Wird bei einem Börsencrash Geld verbrannt?
Die Antwort liegt in der Funktionsweise unseres Geldsystems. Um das zu verdeutlichen, möchte ich die Geschichte mit dem Lederstück bekannt machen.
„Ein Mann kommt in ein Dorf, in dem reger Tauschhandel vorherrscht. Er geht zu den Dorfbewohnern und überredet sie, doch kleine Lederstücke zu verwenden, als zentrale Tauscheinheit, um den Handel zu erleichtern. Er gibt jeder der fünf Familien 4 Lederstücke, also insgesamt 20 Stück her. Eine Bedingung stellt der Mann jedoch: Er möchte am Ende des Jahres von jeder Familie 5 Stück zurück. Das löst natürlich einen Konkurrenzkampf zwischen den Dorfbewohnern aus, jeder möchte seine Schuld begleichen. Am Ende des Jahres ist eine Familie bankrott und die anderen zahlen jeweils 5 zurück. Die Dorfbewohner bemerken jedoch nicht, dass sie nicht die gesamte Schuld beglichen haben, denn es sind 20 Stück in Umlauf und der Mann möchte 25 zurück.“
In unserem System ist es nicht anders. Sämtliches Geld kommt durch Kredit in Umlauf und muss mit Zinsen zurückgezahlt werden. So freut man sich zunächst, wenn die Konkurrenz, sei sie nun staatlich oder privatwirtschaftlich, Konkurs anmeldet. Man selber kann seinen Kredit bedienen. Das Problem ist: Man kann nicht die Geldmenge erhöhen. Das heißt, trotzdem geht sich das System nicht aus! Schon jemals gewundert, dass die Staatsverschuldung, die ja in Geld zurückzahlbar ist, immer durch höheres Wachstum, höhere Produktion versucht wird auszugleichen? Dabei produziert ein Land Güter und nicht Geld. Das heißt, auch wenn jedes Land jährlich seine Produktion ständig ausweitet, ständig ein höheres BIP Wachstum vorweisen kann, geht sich das System irgendwann nicht mehr aus. Das ist die wirkliche Ursache der Krise, dass unser Geld nur durch Kredit in Umlauf kommt. Das ist auch die wirkliche Ursache des Konkurrenzkampfes, es ist ein Kampf um die knappen Geldmittel. Das ist die Ursache der weltweit immer höheren Verschuldung, denn die Kredite müssen mit neuen Krediten zurückgezahlt werden. Das ist die Ursache einer ständigen Inflation, denn die Geldmenge muss ständig wachsen, um der nächsten Zinsrückzahlung genüge zu tun. Das ist der Grund, warum bei einer Deflation die Krise da ist und umgekehrt. Kommen zu wenig neue Geldmittel in Umlauf, können viele ihre Kredite nicht mehr bedienen und gehen bankrott. Um also die Krisen zu verhindern und um den internationalen Konkurrenzkampf zu entschärfen, müssen wir unser Geldsystem reformieren!
(Die Geschichte mit dem Lederstück habe ich aus dem brillianten Buch Das Geld der Zukunft: Über die zerstörerische Wirkung unseres Geldsystems und Alternativen hierzu
entnommen)
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Ebenfalls zum Thema: Wird bei einem Börsencrash Geld verbrannt?
Da haben Sie nicht zu Ende gedacht.
AntwortenLöschenDie Geschichte mit dem fehlenden Gold-/Muschel-/Leder-wasauchimmer-Stück (den Mythos gibt es mittlerweile in vielen Varianten und wird leider von Leuten, die zu faul sind, auch zu Ende zu denken, unreflektiert weiterverbreitet - womit ich nicht Sie persönlich meine, sondern diverse Spinner da draußen im Netz) ist zwar zu einem kleinen Teil korrekt, jedoch fehlt ein zentrales Element: Unser "Geld"-Verleiher hat auch Bedürfnisse während der Wirtschaftsperiode und wird damit am Tauschhandel partizipieren (wollen). Das tut er womit? Nun, er könnte sich z.B. seine Einkäufe "anschreiben" lassen, denn die Wirtschaftsteilnehmer wissen ja, dass er am Ende des Jahres "Zinsen" von ihnen bekommt (in Form der "zusätzlichen" Lederstücke), sprich er hat eine ausreichende "Bonität" fürs Anschreiben. Wenn die Bedürfnisse des Mannes (ein interessanter Nebenaspekt des Mythos: wieso ist es eigentlich nie eine Frau?) dem Wert von 5 Lederstücken pro Jahr entsprechen, gleichen sich seine Schulden am Ende des Jahres gerade aus mit den Schulden der anderen ihm gegenüber.
Problematisch wird es also dann und wirklich nur dann, wenn die Bedürfnisse des Mannes kleiner (oder größer, aber das wäre dann ein Problem für ihn selbst, sprich er müsste seine Ansprüche senken, schlimmstenfalls verhungern - oder halt genauso arbeiten wie alle anderen auch) als der Gegenwert von 5 Lederstückchen sind, aber möglicherweise ist es spätestens dann an der Zeit, um über die angemessene Höhe der Zinsen (sprich: dem "Preis" fürs Geldverleihen) zu diskutieren in der Gemeinschaft. [In der Realität werden die Gewinne von Banken, also Einnahmen, die ihre eigenen Kosten übersteigen (in der Analogie also die "Bedürfnisse" des Mannes), übrigens an die Besitzer der Banken ausgeschüttet oder fließen auf andere Art und Weise in den Wirtschaftskreislauf zurück - bei Sparkassen z.B. über Stiftungen.]
Man kann natürlich darüber diskutieren, dass dieser Mann auf seine Weise in gewissem Sinne ein parasitäres Dasein führt, weil er ja nichts anderes tut als Lederstücke zu "verwalten", sprich nicht wirklich "arbeitet", aber das ist ein moralisches Problem, sprich ein völlig anderes als das der (angeblich) fehlenden Lederstückchen - letzteres ist schlichtweg Blödsinn, der sich in etwa auf der gleichen geistigen Ebene wie Verschwörungstheorien bewegt.
Interessant an dem Mythos ist übrigens auch die Tatsache, dass der Mann immer von "außen" kommt... niemals aus der Mitte der Gesellschaft selbst... auf diese Art und Weise hat man sofort seine Bedrohung von außen... in meinen Augen eine ziemlich fatale Projektion des Bösen auf etwas, das außerhalb der Gesellschaft liegt.
[Noch ein Wort zu den Gewinnen der Banken: Diese landen im Falle einer Aktiengesellschaft bei den Aktionären, und wenn es stimmt, dass nur 4% der deutschen Bevölkerung überhaupt Aktien besitzen (und das sind bestimmt nicht die Armen, sondern die, die sowieso schon so reich sind wie die bekannte Ente mit dem Faible für monetäre Bäder) ist *dies* eigentlich die schreiende Ungerechtigkeit: Wieso darf jemand durch den puren Besitz von Geld noch mehr Geld verdienen?]
- ThePoet
Danke, ThePoet!
AntwortenLöschenDie Gedanken stammen aus dem Mai 2010. Mittlerweile habe ich schon einen Gastbeitrag in meinem Blog, der genau den Punkt des fehlenden Zinses genauer beleuchtet, siehe hier
Übrigens hat Charles Eisenstein das Beispiel von Lietaer auch gekonnt weitergeführt. Fand ich gut zu lesen: http://sacred-economics.com/kapitel-6-die-okonomie-des-wuchers/
lg