Über das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) wurde schon viel geschrieben und diskutiert, so auch von mir. Das BGE soll dabei ein Einkommen sein, das an alle Bürger ausgezahlt wird, egal, was diese tun. Jeder Bürger bekommt die gleiche Summe, egal ob er arbeitet, arbeitslos ist oder auch sehr vermögend ist. Ich bin der Meinung, dass gute Ideen auch freiwillig funktionieren müssten. Das Problem beim ursprünglichen BGE ist nämlich, dass, wenn man nichts am tatsächlichen Geldschöpfungsprozess verändern möchte, es über Steuern bezahlt werden müsste. Natürlich werden auch solche Systeme angedacht, die durch die Geldschöpfung schon ein BGE inkludiert haben (z.B. dieses hier).
Möchte man jedoch ein BGE über Steuern finanzieren und am derzeitigen Geldsystem nichts ändern, so hängt das immer damit zusammen, andere zum zahlen zu zwingen. Dieser Zwang löst meist genau das aus, was man auch heute beobachten kann: Reiche Personen oder Unternehmen versuchen, diesem Zwang zu entgehen, sei es durch Steuerflucht in Steueroasen, Hinterziehung oder durch halblegale kreative Bilanzierungstechniken. Das bedingungslose Grundeinkommen ist beim derzeitigen Geldsystem an die Bedingung gebunden, dass es für jemanden anderen eine bedingungslose Ausgabe darstellt!
Wenn man diesem Zwang entgehen möchte, so sollte man versuchen, das BGE auf freiwilliger Basis einzuführen. Man könnte einen Verein oder eine Institution gründen. Das ist die Idee des freiwilligen bedingungslosen Grundeinkommens (FBGE). Wer Mitglied wird verspricht, einen gewissen Prozentsatz seines Einkommens in einen Topf einzuzahlen. Das Geld in diesem Topf wird dann durch die Anzahl der Mitglieder dividiert und an diese ausgezahlt. Kann ein solches Konzept funktionieren?
Nehmen wir an, es werden zwei Personen Mitglieder. Einer verdient 1000 Euro im Monat, es sollen 10% eingezahlt werden und somit zahlt er 100 Euro. Ein Zweiter ist sehr arm und verdient nur 100 Euro im Monat. Er zahlt 10 Euro in den Topf. Dann sind 110 Euro im Topf. Durch 2 dividiert ergibt einen Auszahlungsbetrag von 55 Euro. Person 1 zahlt also 100 Euro ein und bekommt 55 Euro BGE, zahlt also netto 45 Euro. Person 2 bekommt 55, also netto eben genau diese 45 Euro. Es klingt zunächst absurd, dass das funktionieren könnte.
Man sieht schon, warum der Reiche nicht dazu tendieren wird, mitzumachen und warum man ihn durch eine Steuer vermutlich zwingen müsste. Es ist ja dies auch eigentlich die Idee unserer Steuern, dass Menschen, die mehr verdienen einen höheren Beitrag zahlen und dieses Geld als Ausgleich für den ärmsten Teil der Bevölkerung zur Verfügung gestellt wird. Dass es heute sowohl von sehr reichen, als auch von sehr armen Leuten missbraucht werden kann und wird oder diese Steuergelder auch von den Verwaltern des Gemeinwesens, also den Politikern, verspekuliert, unterschlagen oder schlecht verwaltet werden, ist eine andere Diskussion.
Aber sehen wir nochmal hin: Person 1 verdient 1000 Euro und verliert nur 45 davon. Person 2 verdient 100 Euro und gewinnt 45 Euro. Person 2 konnte sein Gehalt um 45% steigern. Person 1 hat jedoch nur 4,5% seines Einkommens verloren! Prozentuell gesehen ist es für den Armen ein sehr großer Vorteil und für den Reichen ein geringer Nachteil! Der Reiche würde also nicht viel verlieren und könnte einen wichtigen Ausgleich leisten. Für ihn wäre ein Vorteil auch die soziale Sicherheit, denn Gesellschaften, die sehr ungleich sind, sind meist nicht sehr angenehme und lebenswerte Orte, weder für arm noch für reich.
Vor kurzem hatte ich mit einer Freundin eine Diskussion über Sparbücher. Sie meinte, sie lege ihr Geld lieber aufs Sparbuch, als in andere Wertanlagen, weil sie so jederzeit wieder auf das Geld zurückgreifen könne. Im Normalfall, wenn nicht sehr viele Menschen das gleichzeit versuchen (Bankrun), funktioniert das auch. Die Zinsen wären für sie nebensächlich, sie bräuchte diese eigentlich gar nicht, denn sie wolle das Geld nur sicherer als zuhause lagern, um es später wieder verwenden zu können. Könnte das obige BGE-Konzept hier eine Möglichkeit darstellen? Das FBGE könnte innerhalb eines freiwillig organisierten Vereins diese Sicherheit, die heute eher rechtlich oder auf Steuern und Staatsgewalt basiert suggeriert wird, wieder auf soziale Beine stellen. Da es freiwillig wäre, könnte auch niemand etwas hinterziehen. Natürlich kann es sein, dass man einmal mehr einzahlt. Dafür kann man in Notzeiten auch zum Nettoempfänger werden.
Was denkt ihr darüber? Ich habe in meiner WG einen Versuch gestartet und es haben derweil alle, ob reich oder arm, freiwillig mitgemacht.
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Update: Meine Erfahrungen aus fünf Monaten FBGE könnt ihr hier durchlesen!
Möchte man jedoch ein BGE über Steuern finanzieren und am derzeitigen Geldsystem nichts ändern, so hängt das immer damit zusammen, andere zum zahlen zu zwingen. Dieser Zwang löst meist genau das aus, was man auch heute beobachten kann: Reiche Personen oder Unternehmen versuchen, diesem Zwang zu entgehen, sei es durch Steuerflucht in Steueroasen, Hinterziehung oder durch halblegale kreative Bilanzierungstechniken. Das bedingungslose Grundeinkommen ist beim derzeitigen Geldsystem an die Bedingung gebunden, dass es für jemanden anderen eine bedingungslose Ausgabe darstellt!
Wenn man diesem Zwang entgehen möchte, so sollte man versuchen, das BGE auf freiwilliger Basis einzuführen. Man könnte einen Verein oder eine Institution gründen. Das ist die Idee des freiwilligen bedingungslosen Grundeinkommens (FBGE). Wer Mitglied wird verspricht, einen gewissen Prozentsatz seines Einkommens in einen Topf einzuzahlen. Das Geld in diesem Topf wird dann durch die Anzahl der Mitglieder dividiert und an diese ausgezahlt. Kann ein solches Konzept funktionieren?
Nehmen wir an, es werden zwei Personen Mitglieder. Einer verdient 1000 Euro im Monat, es sollen 10% eingezahlt werden und somit zahlt er 100 Euro. Ein Zweiter ist sehr arm und verdient nur 100 Euro im Monat. Er zahlt 10 Euro in den Topf. Dann sind 110 Euro im Topf. Durch 2 dividiert ergibt einen Auszahlungsbetrag von 55 Euro. Person 1 zahlt also 100 Euro ein und bekommt 55 Euro BGE, zahlt also netto 45 Euro. Person 2 bekommt 55, also netto eben genau diese 45 Euro. Es klingt zunächst absurd, dass das funktionieren könnte.
Man sieht schon, warum der Reiche nicht dazu tendieren wird, mitzumachen und warum man ihn durch eine Steuer vermutlich zwingen müsste. Es ist ja dies auch eigentlich die Idee unserer Steuern, dass Menschen, die mehr verdienen einen höheren Beitrag zahlen und dieses Geld als Ausgleich für den ärmsten Teil der Bevölkerung zur Verfügung gestellt wird. Dass es heute sowohl von sehr reichen, als auch von sehr armen Leuten missbraucht werden kann und wird oder diese Steuergelder auch von den Verwaltern des Gemeinwesens, also den Politikern, verspekuliert, unterschlagen oder schlecht verwaltet werden, ist eine andere Diskussion.
Aber sehen wir nochmal hin: Person 1 verdient 1000 Euro und verliert nur 45 davon. Person 2 verdient 100 Euro und gewinnt 45 Euro. Person 2 konnte sein Gehalt um 45% steigern. Person 1 hat jedoch nur 4,5% seines Einkommens verloren! Prozentuell gesehen ist es für den Armen ein sehr großer Vorteil und für den Reichen ein geringer Nachteil! Der Reiche würde also nicht viel verlieren und könnte einen wichtigen Ausgleich leisten. Für ihn wäre ein Vorteil auch die soziale Sicherheit, denn Gesellschaften, die sehr ungleich sind, sind meist nicht sehr angenehme und lebenswerte Orte, weder für arm noch für reich.
Vor kurzem hatte ich mit einer Freundin eine Diskussion über Sparbücher. Sie meinte, sie lege ihr Geld lieber aufs Sparbuch, als in andere Wertanlagen, weil sie so jederzeit wieder auf das Geld zurückgreifen könne. Im Normalfall, wenn nicht sehr viele Menschen das gleichzeit versuchen (Bankrun), funktioniert das auch. Die Zinsen wären für sie nebensächlich, sie bräuchte diese eigentlich gar nicht, denn sie wolle das Geld nur sicherer als zuhause lagern, um es später wieder verwenden zu können. Könnte das obige BGE-Konzept hier eine Möglichkeit darstellen? Das FBGE könnte innerhalb eines freiwillig organisierten Vereins diese Sicherheit, die heute eher rechtlich oder auf Steuern und Staatsgewalt basiert suggeriert wird, wieder auf soziale Beine stellen. Da es freiwillig wäre, könnte auch niemand etwas hinterziehen. Natürlich kann es sein, dass man einmal mehr einzahlt. Dafür kann man in Notzeiten auch zum Nettoempfänger werden.
Was denkt ihr darüber? Ich habe in meiner WG einen Versuch gestartet und es haben derweil alle, ob reich oder arm, freiwillig mitgemacht.
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Update: Meine Erfahrungen aus fünf Monaten FBGE könnt ihr hier durchlesen!
Auch ein schönes Konzept, aber genau so wenig realisierbar wie alle anderen! Meine Idee zur Entfristung des Kindergeldes ist immer noch die Beste, ohne eitel sein zu wollen!
AntwortenLöschenDie Idee ist gut. Aus meiner Sicht setzt sie aber Fairness voraus und beachtet nicht, dass ein zu hoher Prozentsatz der Menschen egoistisch orientiert ist. D.h. man sehr schnell viele Menschen, die den Benefit sehen, aber nicht bereit sind, für andere was zu tun.
AntwortenLöschenDas BGE funktioniert nur, wenn die Zahl einer Einzahler größer als die der Nur-Ausbezahlten ist. Und in unserer heutigen Gesellschaftsstruktur würden sich die Einbezahler schnell als doof fühlen und so schnell wie möglich auf die Seite der Wenig-Einzahler begeben, so dass nach einiger Zeit zu wenig Geld zum Leben für alle da wäre.
Meine Arbeit heute macht mir Spaß. Trotzdem würde ich sie sofort an den Nagel hängen und den Ganzen Tag im Garten sitzen, das Leben genießen und Bücher schreiben, die keiner lesen würde, wenn ich könnte (d.h. wenn meine Familie mich nicht als faul bezeichnen würde). Das Leben im BGE erfordert wirklich Spaß an der Arbeit, um dauerhaft funktionieren zu können. Das gibt es aber nur in ganz wenigen Berufen, vielleicht bei Schauspielern, Romanautoren und Psycho-Coaches. Aber schon die Verkäuferin oder ein Bauer müssen sich an manchen Tagen im Jahr zur Arbeit schleppen, weil Kollegen, Vorgesetzte oder die Lust die Arbeit vermiesen. Wenn die an solchen Tagen zu Hause bleiben würden und sich nur noch in Phasen zur Arbeit bereiterklären, wenn sie Lust darauf haben, wird die Produktivität ordentlich einbrechen. Natürlich wird es auch weiter Krankenschwestern und Ärzte geben, die gerne arbeiten. Aber die Zahl wird viel zu klein sein, um damit ein Land am Laufen zu halten. Insofern halte ich die Idee zwar für schön, sie setzt aber sehr disziplinierte Menschen voraus, die wirklich darauf achten, dass sie für die Zeit, die sie sich ausruhen können auch Zeiten haben, wo sie zum Wohle aller doch arbeiten und durchhalten müssen. Und wie man am akuten Bewegungsmangel und der Adipositas-Zunahme in Deutschland sehen kann, sind einige Menschen dazu noch nicht einmal in der Lage, wenn es um die eigene Gesundheit geht. Und die, die dazu in der Lage sind, werden sich schnell ausgebeutet und verarscht vorkommen. Das ist meine Hypothese. Wenn Deine Vereinsidee länger als 2 Jahre überlebt, wäre ich bereit, vielleicht doch mitzumachen. Aber ich würde vermuten, dass spätestens nach 1 Jahr kaum noch Einzahler kommen, so dass das System pleite geht. Wäre froh, wenn Du mich eines Besseren belehren würdest!
@Anonym: dein Argument des egoistischen Menschen kann ich durchaus nachvollziehen, doch lässt sich dem ziemlich locker im Modell entgegenwirken, wenn man z.B. ein Liste der Spender veröffentlicht nach Höhe der Spenden, ausser anonyme Spenden natürlich. Dann sollte klar sein, dass es einen grossen Anreiz gibt für grosse Unternehmer, die mit ihrem Unternehmen in der Öffentlichkeit stehen.
AntwortenLöschenDas FGE - freiwillige Grundeinkommen, gibt es übrigens auch schon. Das ist nur nicht bedingungslos, weil man sich als Empfänger noch Anmelden muss und das FGE nur an Menschen ausgezahlt wird, die das tun und nicht automatisch an alle und gespendet wird natürlich auch freiwillig. Ansonsten ist es eigentlich genau das selbe, nur ein Buchstabe weniger ;) ...
FGE - das freiwillige Grundeinkommen
http://globalefreiheit.de/fge1.htm
schicker Blog übrigens, gefällt mir gut.
Viele liebe Grüsse aus Berlin
Im Netzwerk BGE-Kreise besteht die Möglichkeit, eigene Erfahrungen in einem geschützten Rahmen mit dem Grundeinkommen zu machen. Elemente von Tauschring, Komplementärwährung und Grundeinkommen wurden hier zu einer Einheit verschmolzen. Jeder Teilnehmer erhält dabei neben einem Startkapital ein monatliches Grundeinkommen in Form einer digitalen Währung. Dieses Geld kann eingesetzt werden, um z.B. Handel zu betreiben oder Dienstleistungen anzubieten. Über eine »Umlauf- und Umsatzsteuer« findet ein erneuter Rückfluss des Geldes in das BGE-Kreise-System statt. Das Geld ist zunächst als »Regionales Geld« vorgesehen, wobei nicht nur Einzelpersonen sondern auch Körperschaften an diesem System teilnehmen können.
AntwortenLöschenhttp://bgekoeln.ning.com/profiles/blogs/bedingungsloses-grundeinkommen-nicht-warten-sondern-starten
Ich denke, dieses Konzept kann die Zukunft haben. Sie zeigen detailiert auch Vorteile und Nachteile dieser Idee. Es ist wirklich gut, doch kann eine solche Variante eher auf einer freiwilligen Basis realisiert werden. Vogueplay ist ein mit Erfolg realisiertes Projekt, das wirklich wunderschön funktioniert. Vielleicht brauchen Sie Ihre Idee auch im Online-Raum auszuprobieren. Alles Gute!
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