Im Mai 2013 startete ich den Versuch, das Freiwillige Bedingungslose Grundeinkommen einzuführen. Nach fünf Monaten möchte ich hier meine Erfahrungen dokumentieren:
Das Bedingungslose Grundeinkommen findet viele Befürworter. Erst kürzlich wurde in der Schweiz durch eine spektakuläre Aktion darauf aufmerksam gemacht:
Da ich es als ein wenig fahrlässig empfinde, ein neues Konzept wie das Bedingungslose Grundeinkommen gleich auf ein ganzes Land loszulassen, dachte ich, ich probiere es im kleinen Rahmen aus. Außerdem wollte ich auf die Argumente einiger Libertärer eingehen, die davon ausgehen, dass Steuern nicht freiwillig gezahlt werden und damit mit Zwang verbunden sind.
So hatte ich das FBGE gestartet und es auf möglichst großer Freiwilligkeit basieren lassen. Die Regeln möchte ich hier zitieren:
Gelerntes aus fünf Monaten FBGE:
Zunächst funktionierte es nicht schlecht. Ich startete es in meiner WG. Damit waren drei Personen dabei. Wir sahen uns oft und daher war die Geldübergabe kein Problem.
Dann weitete ich es aus und nahm vorsichtig mehr Leute auf. Darunter waren auch Menschen, die geographisch gesehen entfernter waren, in Niederösterreich, und sogar in Deutschland. Ab da wurde es kompliziert. Schlussendlich waren 8 Personen involviert. Der Verwaltungsaufwand für mich war schon mühsam. Jedes Monat musste ich den Leuten hinterher mailen, damit sie sich in die Liste eintrugen. Die Geldübergabe gestaltete sich ohne zentrales Konto ebenso als schwierig. Eine Person zahlte trotz Eintragung überhaupt nicht.
Auch für die Teilnehmer war es nach eigenen Aussagen zu mühsam, jeden Monat sich in eine Liste einzutragen und eine Überweisung zu tätigen. Mit mehr Personen wäre ein solches System nicht möglich.
Und schlussendlich hing das Projekt nur an mir. Während der Sommerferien hatte ich zwei Monate keine Zeit und Lust, mich darum zu kümmern. Nur: Ohne mich ging nichts weiter.
Weitere Erkenntnisse:
Interessant sind zunächst die Gründe, warum manche Menschen nicht mitmachen wollten. Meistens waren das entweder Leute, die sehr viel verdienten, oder welche, die nichts oder sehr wenig verdienten.
Das Argument der Vielverdiener war, dass sie eh genug hätten und nicht anderen auf der Tasche liegen wollten. Sie fänden es komisch, wenn sie etwas herausbekämen, ohne darauf angewiesen zu sein.(Ich führte daraufhin die Regel ein, dass man auf Auszahlungen auch verzichten kann...)
Das Argument der Wenigverdiener war ähnlich: Sie wollten den Durchschnitt nicht herunterziehen und Geld von anderen bekommen.
Unerwartete Begründungen, wie ich meine.
Eine andere Begründung, nicht mitzumachen, war: "Ich zahle schon genug Steuern. Da muss ich bei so etwas nicht auch noch mit machen!" Ebenso ein nachvollziehbarer Grund, wie ich meine, der selbstredend wieder den Libertären in die Hände spielt, wenn sie meinen, der Sozialstaat bringe die Menschen dazu, nicht mehr selber sozial seien zu müssen.
Zur Entwicklung des FBGE:
Die Höhe des FBGE entwickelte sich folgendermaßen:
Monat 1: 62,67 €
Monat 2: 48,75 €
Monat 3: 46,25 €
Monat 4: 37,50 €
Monat 5: 23,50 €
Ob das nur Zufall ist, oder ob eine tatsächliche Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens einen Produktivitätsabfall zur Folge hätte, wie es auch im Wikipedia-Artikel über das BGE kritisiert wird, kann aus der kurzen Periode nicht gefolgert werden. Das Bild sieht jedoch zugegebenermaßen nicht gut aus.
Fazit und nächste Schritte:
Es gibt noch viel zu lernen. Ich werde das Experiment noch ein halbes Jahr weiterführen und anschließend wieder Resümee ziehen. Dann werden wir sehen, ob nicht doch die Regeln geändert gehören. Vielleicht wird es notwendig sein, einen institutionellen Partner zu suchen und einen Teil des Verwaltungsaufwandes durch die Beiträge zu finanzieren.
Vom bisherigen Standpunkt aus sprechen leider viele Dinge gegen ein Bedingungsloses Grundeinkommen: Desinteresse der Leute zur Eigeninitiative, Verwaltungsaufwand und Zwangsbeglückung...vielleicht braucht es auch einfach noch ein wenig Zeit.
Das Bedingungslose Grundeinkommen findet viele Befürworter. Erst kürzlich wurde in der Schweiz durch eine spektakuläre Aktion darauf aufmerksam gemacht:
Da ich es als ein wenig fahrlässig empfinde, ein neues Konzept wie das Bedingungslose Grundeinkommen gleich auf ein ganzes Land loszulassen, dachte ich, ich probiere es im kleinen Rahmen aus. Außerdem wollte ich auf die Argumente einiger Libertärer eingehen, die davon ausgehen, dass Steuern nicht freiwillig gezahlt werden und damit mit Zwang verbunden sind.
So hatte ich das FBGE gestartet und es auf möglichst großer Freiwilligkeit basieren lassen. Die Regeln möchte ich hier zitieren:
Es war zunächst klar, dass es sich hierbei nicht um ein Grundeinkommen handeln würde, sondern halt um ein Freiwilliges Bedingungsloses Einkommen. Aber besser als nichts.
- Alle Mitglieder zahlen freiwillig ca. 5% ihres Nettoeinkommens ein.
- Man darf auch mehr oder weniger einzahlen.
- Ab einem Mindesteinzahlbetrag von 1€ ist man dabei. Um im laufenden Monat dabei zu sein, muss man rechtzeitig zumindest 1€ in die Excel-Liste eintragen!
- Die eingenommenen Beträge werden addiert, der Gesamtbetrag durch die Anzahl der Mitglieder dividiert und diese Beträge an die Mitglieder wieder ausbezahlt.
- Man kann auf seine Auszahlung verzichten, dann bekommen die anderen mehr.
- Man kann jederzeit aussteigen.
- Die Mitgliederliste sowie die Finanzen können von sämtlichen Mitgliedern, sowie von Leuten, die ernsthaft überlegen mitzumachen, eingesehen werden.
Gelerntes aus fünf Monaten FBGE:
Zunächst funktionierte es nicht schlecht. Ich startete es in meiner WG. Damit waren drei Personen dabei. Wir sahen uns oft und daher war die Geldübergabe kein Problem.
Dann weitete ich es aus und nahm vorsichtig mehr Leute auf. Darunter waren auch Menschen, die geographisch gesehen entfernter waren, in Niederösterreich, und sogar in Deutschland. Ab da wurde es kompliziert. Schlussendlich waren 8 Personen involviert. Der Verwaltungsaufwand für mich war schon mühsam. Jedes Monat musste ich den Leuten hinterher mailen, damit sie sich in die Liste eintrugen. Die Geldübergabe gestaltete sich ohne zentrales Konto ebenso als schwierig. Eine Person zahlte trotz Eintragung überhaupt nicht.
Auch für die Teilnehmer war es nach eigenen Aussagen zu mühsam, jeden Monat sich in eine Liste einzutragen und eine Überweisung zu tätigen. Mit mehr Personen wäre ein solches System nicht möglich.
Und schlussendlich hing das Projekt nur an mir. Während der Sommerferien hatte ich zwei Monate keine Zeit und Lust, mich darum zu kümmern. Nur: Ohne mich ging nichts weiter.
Weitere Erkenntnisse:
Interessant sind zunächst die Gründe, warum manche Menschen nicht mitmachen wollten. Meistens waren das entweder Leute, die sehr viel verdienten, oder welche, die nichts oder sehr wenig verdienten.
Das Argument der Vielverdiener war, dass sie eh genug hätten und nicht anderen auf der Tasche liegen wollten. Sie fänden es komisch, wenn sie etwas herausbekämen, ohne darauf angewiesen zu sein.(Ich führte daraufhin die Regel ein, dass man auf Auszahlungen auch verzichten kann...)
Das Argument der Wenigverdiener war ähnlich: Sie wollten den Durchschnitt nicht herunterziehen und Geld von anderen bekommen.
Unerwartete Begründungen, wie ich meine.
Eine andere Begründung, nicht mitzumachen, war: "Ich zahle schon genug Steuern. Da muss ich bei so etwas nicht auch noch mit machen!" Ebenso ein nachvollziehbarer Grund, wie ich meine, der selbstredend wieder den Libertären in die Hände spielt, wenn sie meinen, der Sozialstaat bringe die Menschen dazu, nicht mehr selber sozial seien zu müssen.
Zur Entwicklung des FBGE:
Die Höhe des FBGE entwickelte sich folgendermaßen:
Monat 1: 62,67 €
Monat 2: 48,75 €
Monat 3: 46,25 €
Monat 4: 37,50 €
Monat 5: 23,50 €
Ob das nur Zufall ist, oder ob eine tatsächliche Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens einen Produktivitätsabfall zur Folge hätte, wie es auch im Wikipedia-Artikel über das BGE kritisiert wird, kann aus der kurzen Periode nicht gefolgert werden. Das Bild sieht jedoch zugegebenermaßen nicht gut aus.
Fazit und nächste Schritte:
Es gibt noch viel zu lernen. Ich werde das Experiment noch ein halbes Jahr weiterführen und anschließend wieder Resümee ziehen. Dann werden wir sehen, ob nicht doch die Regeln geändert gehören. Vielleicht wird es notwendig sein, einen institutionellen Partner zu suchen und einen Teil des Verwaltungsaufwandes durch die Beiträge zu finanzieren.
Vom bisherigen Standpunkt aus sprechen leider viele Dinge gegen ein Bedingungsloses Grundeinkommen: Desinteresse der Leute zur Eigeninitiative, Verwaltungsaufwand und Zwangsbeglückung...vielleicht braucht es auch einfach noch ein wenig Zeit.
Lieber Patrick. Eine spannende Idee. Ich finde allerdings, dass dies nichts mit dem bedingungslosen Grundeinkommen zu tun hat. Wie du schreibst, ist es ein Einkommen. Für mich wirkt es eher wie eine kleine Börse. Am Ende setzt du es jedoch wieder mit dem bedingungslosen Grundeinkommen gleich und bringst die Beispiele deines Einkommensversuchs als Gegengründe für das beding. Grundeinkommen an. Ein spannendes Interview, dass zeigt, wie ein Grundeinkommen in einem Dorf umgesetzt wurde: http://hochschulanzeiger.faz.net/ein-dorf-testet-das-bedingungslose-grundeinkommen-geld-fuer-alle-12032873.html
AntwortenLöschengrüße
Im Netzwerk BGE-Kreise besteht die Möglichkeit, eigene Erfahrungen in einem geschützten Rahmen mit dem Grundeinkommen zu machen. Elemente von Tauschring, Komplementärwährung und Grundeinkommen wurden hier zu einer Einheit verschmolzen. Jeder Teilnehmer erhält dabei neben einem Startkapital ein monatliches Grundeinkommen in Form einer digitalen Währung. Dieses Geld kann eingesetzt werden, um z.B. Handel zu betreiben oder Dienstleistungen anzubieten. Über eine »Umlauf- und Umsatzsteuer« findet ein erneuter Rückfluss des Geldes in das BGE-Kreise-System statt. Das Geld ist zunächst als »Regionales Geld« vorgesehen, wobei nicht nur Einzelpersonen sondern auch Körperschaften an diesem System teilnehmen können.
AntwortenLöschenhttp://bgekoeln.ning.com/profiles/blogs/bedingungsloses-grundeinkommen-nicht-warten-sondern-starten
Das Experiment hat überhaupt nichts mit BGE zu tun und sagt deshalb darüber auch nichts dazu aus. Und selbst wenn es damit was zu run hätte, wäre die Aussage weder signifikant noch representativ. Dazu ist die Erhebung viel zu klein.
AntwortenLöschenPatrick, es besteht übehaupt keine Gefahr, bGE als Familienausgleich d Einkommensteuer bundeweit einzufühen. Wir haben 2 bedingte GE heute als Grundfreibetrag und Grundsicherung.Die beiden legt man nur zusammen und zugleich auch alle Einkommensteuern mit gleichem Grenzsteuersatz für alle Einkommensarten und -höhen. Dann kostet das bGE gar nichts, es kommt sogar noch ein Drittel billiger.
AntwortenLöschenBGE bringt nichts ohne den Plan B von Andreas Popp. Man braucht Geld das fließt, nur dann funktioniert BGE. http://www.youtube.com/user/WissensmanufakturNET/videos
AntwortenLöschenNacryl, das Geld für den Grundbedarf fließt zyklisch jeden Monat, der Familienausgleich ist die umlaufgesicherte Geldmenge, bei Steuersatz 50 % also die halbe.
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