Massenpsychologische Erklärungen
Eine Erklärung für die Gier nach Geld finden wir in
massenpsychologischen Theorien. Der belgische Ex-Zentralbanker Bernard Lietaer
schaffte es, eine Verbindung zwischen der Archetypentheorie von C.G. Jung und
modernen Geldtheorien herzustellen.[1]
Er bemerkte, dass es spezielle Typen gab, die im kollektiven Unterbewusstsein
der Menschen schlummern. So ist ein Archetyp „der Krieger“ beispielsweise. Ein
anderer Archetyp ist „die Große Mutter“. Wenn ein Archetyp unterdrückt wird, so
äußert sich das im Hervorkommen seiner Schatten, so Lietaer. Gier und Knappheit
wiederum seien die Schatten des Archetypen „Große Mutter“, welcher für die
Ernährung steht. Lietaer meint, dass in
unserer westlichen Gesellschaft der Archetyp der „Großen Mutter“ unterdrückt
wird. Durch das Unterdrücken des Weiblichen in unseren patriarchalen
Gesellschaften leiden wir einerseits an der Gier und andererseits an der
Knappheit. Insbesondere in unserem Geldsystem kommt dieser Gedanke zum
Vorschein, so Lietaer. Es sei demnach kein Zufall, dass unser Geldsystem die
Knappheit und die Gier unterstütze und wiederspiegle. Die Archetypen sind somit
eine Erklärungsform des kollektiven Unterbewusstseins. Die Lösungen, welche
Lietaer vorschlägt, beruhen einerseits darin, mehr Weiblichkeit in unsere
Gesellschaft zu zu lassen, andererseits unser Geldsystem umzustellen auf eines,
welches nicht die Gier zusätzlich fördert.
Streben nach Macht?
Warum ist Superman so stark? Erstens, weil er schneller ist
als alle anderen Menschen. Zweitens weil er stärker ist als alle. Und drittens
weil er Dinge kann, die normale Menschen nicht können, wie zum Beispiel
fliegen. Viel Geld zu besitzen verspricht uns auch diese Superkräfte. Wenn ich
viel Geld habe, so kann ich mir teurere, schnellere Fortbewegungsmittel
leisten. Ich kann mit viel Geld viele
Dinge bewegen. Ich kann Leute bezahlen, die die Welt in eine andere Richtung
bewegen, sowohl im physischen, als auch im psycho-sozialen Sinn. Und ich kann
generell Dinge tun, die ärmere Menschen nicht können. Mit Geld kann ich mir
beispielsweise ein Flugticket kaufen und um die Welt fliegen, schneller, als je
ein Mensch ohne Geld das tun könnte. Geld macht uns schneller, stärker und
mächtiger. Geld macht uns zu Superhelden. In einigen Filmen mit Superhelden wird
demnach auch das Verhältnis von Verantwortung und Macht thematisiert. Mit
großer Macht kommt schließlich auch große Verantwortung.
So ist die Gier nach Geld eben auch ein Streben nach Macht.
Wir wollen schneller, stärker und einflussreicher werden, wenn wir nach Geld
streben. Jedes Mal, wenn ich Geld verwende, so verändere ich etwas in der Welt.
Und das macht Geld so anziehend. Mittels Geld kann ich die Welt gestalten. Ich
kann andere Menschen dazu bringen, mir Gutes zu tun. Dabei kann sich diese Macht einerseits über
die Natur, andererseits über andere Menschen erstrecken. Mit viel Geld kann man
die Natur bezwingen. Man kann sich einen Hubschrauberflug auf die höchsten Berge
kaufen, nur um nachher mit Skien wieder herunter zu fahren. Man kann sich Macht
über andere Menschen kaufen, indem man Menschen für Lobbying bei politischen
Entscheidungsträgern bezahlt. Es gibt Studien, die besagen, dass die Chance,
eine politische Maßnahme durchzuführen steigt, je mehr Menschen der oberen
Einkommensschichten dafür sind.[2]
Somit äußert sich mehr Geld auch in mehr politischer Macht. Somit wäre ein
Erklärungsmuster für die Sucht nach Geld, dass man damit seine Macht sowohl
über die Natur, als auch über andere Menschen vergrößern kann.
Diese Blogreihe versucht der Gier nach Geld auf die Spur zu kommen! Der zweite Teil ist hier zu finden!
[1]
Lietaer, Bernard: Mysterium Geld.
Emotionale Wirkungsweise eines Tabus. 2.Auflage. München:
Riemann, 2000.
[2]
http://poq.oxfordjournals.org/content/69/5/778.full
aufgerufen am 29.06.2015 um 14:43 Uhr.
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