Ich mag die Wiener U-Bahn. Sie ist zuverlässig, relativ sauber und man kommt überall hin. Sie ist verhältnismäßig günstig. Warum sehe ich sie als günstig?
Angenommen es gäbe sie nicht. Dann könnte man sich ein Auto kaufen. Doch da müsste man eine sehr hohe Summe auf einmal aufbringen. Und man stelle sich den Verkehr in Wien vor. Das wäre vermutlich teurer und langsamer.
Man könnte stattdessen nur mit dem Taxi fahren, was sicher teurer als die U-Bahn wäre.
Man könnte zu Fuß gehen, was zwar billiger wäre, aber sehr, sehr langsam.
Alleine das Rad kann zumindest auf mittlerer Strecke zeitmäßig mithalten und ist billiger. Citybikes sind hier die günstigste Alternative. Die Registrierung kostet einen Euro und man muss die Instandhaltungskosten nicht tragen. Dafür sind Citybikes sehr anstrengend zu fahren.
(Die Rechnung ist natürlich komplizierter, denn gäbe es keine U-Bahn, wäre keine U-Bahnsteuer zu zahlen und man hätte eventuell mehr Geld im Geldbörsl, was die Alternativen verhältnismäßig wieder billiger machen würde. Aber wenn man solche Transferzahlungen inkludiert, müsste man auch die Steuergelder für die Straßenerhaltung abziehen usw., was die Rechnung sehr kompliziert machen würde)
So gesehen ist also die Wiener U-Bahn günstig und schnell.
Früher bin ich viel schwarz gefahren. Es gilt in Wien als Kavaliersdelikt, ja beinahe als cool. Die Leute sind immer ganz verwundert, wenn ich ihnen erkläre, dass ich nicht schwarz fahre. Man wird beinahe schräg angeschaut, wenn man sich einen Fahrschein kauft. Erwischt wird man so selten, dass es sich finanziell zumindest auszahlt.
Hier möchte ich erklären, warum ich nicht mehr schwarz fahre.
Der erste Grund ist der, dass ich es gut finde, dass die U-Bahnen so offen sind. In Paris beispielsweise muss man bei jedem Eingang durch Schranken gehen. Das ist erstens laut, zweitens kostet es Zeit (manchmal muss man anstehen) und drittens müssen diese Schranken wieder gebaut, gewartet und damit von irgendwem bezahlt werden, sie sind also auch ineffizient. In Wien gibt es keinen Schranken. Wer dies ausnützt, der ist dafür, dass Schranken eingeführt werden.
Wer schwarz fährt, ist also für höhere Zäune und strengere Kontrollen. Diese Offenheit auszunützen ist, wie zu schnell auf der Autobahn zu fahren, weil eh nicht geblitzt wird (ohne darüber nachzudenken, was der Sinn von Geschwindigkeitsbegrenzungen ist). Oder wie im Geschäft nicht zu bezahlen, weil gerade niemand zuschaut. Oder bei jemandem Fremden in die Wohnung zu gehen, weil die Wohnungstüre zufällig offen stand. Wer für eine offene U-Bahn ist, bezahlt. Erwachsen werden heißt, Dinge zu tun, obwohl sie die Eltern empfohlen haben. Oder eben für die U-Bahnfahrt zu bezahlen, obwohl und gerade weil nicht genau kontrolliert wird.
Der zweite Grund ist der, dass die U-Bahn eine öffentliche Einrichtung ist. Gerade solche gilt es eigentlich zu schätzen. Natürlich gibt es Gegner von solchen Institutionen. Vertreter des freien Marktes sehen Gemeingüter als ineffizient an. Sozialismus bedeutet für sie Unfreiheit. Ich frage mich jedoch, ob die Schwarzfahrer das auch so sehen. Warum haben die meisten Schwarzfahrer ein Problem damit, einen Taxifahrer zu betrügen oder im Geschäft zu stehlen, aber wenn es um die Betriebe geht, die ihnen zu einem winzigen Teil zumindest selber gehören, da prellen sie die Zeche ohne zu zögern. Beim Bäcker ist es normal, dass wir für die Leistung zahlen. Warum bei der U-Bahn nicht? Ich bin für öffentliche Einrichtungen, daher zahle ich gerade bei diesen gerne.
Wenn ich Leuten diese zwei Punkte erkläre, so erwidern sie oft, dass sie der Meinung sind, dass U-Bahnen überhaupt gratis sein sollten. Dies ist zwar nicht das Thema, aber ich möchte auch kurz darauf eingehen: Das Geld für den Fahrschein wird ja für etwas verwendet. Es werden beispielsweise die Mitarbeiter bezahlt. Oder die Lifte gewartet. Die U-Bahn gratis zu machen wäre nur auf zwei Arten möglich: Entweder es würden einige Leute auch gratis arbeiten. Da ich ein Verfechter der Schenkökonomie bin, fände ich das natürlich wünschenswert. Wenn die U-Bahn-FahrerInnen sagten: „Ab morgen fahren wir gratis, damit niemand mehr für die Fahrt bezahlen muss“, so fände ich das sehr cool. Unwahrscheinlich. Die zweite Möglichkeit wäre, um den fehlenden Betrag dann die Steuern zu erhöhen. Würde eine Partei sich beliebt machen, wenn sie anbieten würde, die Steuern zu erhöhen? Unwahrscheinlich. Wer also dafür ist, dass die U-Bahn gratis ist, kann entweder gratis für die Wiener Linien arbeiten oder lieber mehr Steuern zahlen. (Außer wiederum man müsste bei einer Gratis-U-Bahn weniger Straßen bauen, weil die Leute vom Auto umstiegen, und die Beträge würden sich saldieren, aber das ist wiederum eine beinahe unmögliche Kalkulation). Wer selber nicht gerne gratis arbeitet und gerne fair für seine Leistung entlohnt wird, der sollte auch zahlen, wenn er selber eine Leistung konsumiert, selbst wenn nicht kontrolliert wird und es ein Staatsbetrieb ist.
Ich fahre heutzutage überwiegend mit dem Rad. Aber wenn ich mit der U-Bahn fahre, dann zahle ich aus obigen Gründen auch dafür.
Angenommen es gäbe sie nicht. Dann könnte man sich ein Auto kaufen. Doch da müsste man eine sehr hohe Summe auf einmal aufbringen. Und man stelle sich den Verkehr in Wien vor. Das wäre vermutlich teurer und langsamer.
Man könnte stattdessen nur mit dem Taxi fahren, was sicher teurer als die U-Bahn wäre.
Man könnte zu Fuß gehen, was zwar billiger wäre, aber sehr, sehr langsam.
Alleine das Rad kann zumindest auf mittlerer Strecke zeitmäßig mithalten und ist billiger. Citybikes sind hier die günstigste Alternative. Die Registrierung kostet einen Euro und man muss die Instandhaltungskosten nicht tragen. Dafür sind Citybikes sehr anstrengend zu fahren.
(Die Rechnung ist natürlich komplizierter, denn gäbe es keine U-Bahn, wäre keine U-Bahnsteuer zu zahlen und man hätte eventuell mehr Geld im Geldbörsl, was die Alternativen verhältnismäßig wieder billiger machen würde. Aber wenn man solche Transferzahlungen inkludiert, müsste man auch die Steuergelder für die Straßenerhaltung abziehen usw., was die Rechnung sehr kompliziert machen würde)
So gesehen ist also die Wiener U-Bahn günstig und schnell.
Früher bin ich viel schwarz gefahren. Es gilt in Wien als Kavaliersdelikt, ja beinahe als cool. Die Leute sind immer ganz verwundert, wenn ich ihnen erkläre, dass ich nicht schwarz fahre. Man wird beinahe schräg angeschaut, wenn man sich einen Fahrschein kauft. Erwischt wird man so selten, dass es sich finanziell zumindest auszahlt.
Hier möchte ich erklären, warum ich nicht mehr schwarz fahre.
Der erste Grund ist der, dass ich es gut finde, dass die U-Bahnen so offen sind. In Paris beispielsweise muss man bei jedem Eingang durch Schranken gehen. Das ist erstens laut, zweitens kostet es Zeit (manchmal muss man anstehen) und drittens müssen diese Schranken wieder gebaut, gewartet und damit von irgendwem bezahlt werden, sie sind also auch ineffizient. In Wien gibt es keinen Schranken. Wer dies ausnützt, der ist dafür, dass Schranken eingeführt werden.
Hier sorgt ein Schild für Ordnung: "Durchschreiten der Sperre nur mit gültigem Fahrausweis" |
Wer schwarz fährt, ist also für höhere Zäune und strengere Kontrollen. Diese Offenheit auszunützen ist, wie zu schnell auf der Autobahn zu fahren, weil eh nicht geblitzt wird (ohne darüber nachzudenken, was der Sinn von Geschwindigkeitsbegrenzungen ist). Oder wie im Geschäft nicht zu bezahlen, weil gerade niemand zuschaut. Oder bei jemandem Fremden in die Wohnung zu gehen, weil die Wohnungstüre zufällig offen stand. Wer für eine offene U-Bahn ist, bezahlt. Erwachsen werden heißt, Dinge zu tun, obwohl sie die Eltern empfohlen haben. Oder eben für die U-Bahnfahrt zu bezahlen, obwohl und gerade weil nicht genau kontrolliert wird.
Der zweite Grund ist der, dass die U-Bahn eine öffentliche Einrichtung ist. Gerade solche gilt es eigentlich zu schätzen. Natürlich gibt es Gegner von solchen Institutionen. Vertreter des freien Marktes sehen Gemeingüter als ineffizient an. Sozialismus bedeutet für sie Unfreiheit. Ich frage mich jedoch, ob die Schwarzfahrer das auch so sehen. Warum haben die meisten Schwarzfahrer ein Problem damit, einen Taxifahrer zu betrügen oder im Geschäft zu stehlen, aber wenn es um die Betriebe geht, die ihnen zu einem winzigen Teil zumindest selber gehören, da prellen sie die Zeche ohne zu zögern. Beim Bäcker ist es normal, dass wir für die Leistung zahlen. Warum bei der U-Bahn nicht? Ich bin für öffentliche Einrichtungen, daher zahle ich gerade bei diesen gerne.
Wenn ich Leuten diese zwei Punkte erkläre, so erwidern sie oft, dass sie der Meinung sind, dass U-Bahnen überhaupt gratis sein sollten. Dies ist zwar nicht das Thema, aber ich möchte auch kurz darauf eingehen: Das Geld für den Fahrschein wird ja für etwas verwendet. Es werden beispielsweise die Mitarbeiter bezahlt. Oder die Lifte gewartet. Die U-Bahn gratis zu machen wäre nur auf zwei Arten möglich: Entweder es würden einige Leute auch gratis arbeiten. Da ich ein Verfechter der Schenkökonomie bin, fände ich das natürlich wünschenswert. Wenn die U-Bahn-FahrerInnen sagten: „Ab morgen fahren wir gratis, damit niemand mehr für die Fahrt bezahlen muss“, so fände ich das sehr cool. Unwahrscheinlich. Die zweite Möglichkeit wäre, um den fehlenden Betrag dann die Steuern zu erhöhen. Würde eine Partei sich beliebt machen, wenn sie anbieten würde, die Steuern zu erhöhen? Unwahrscheinlich. Wer also dafür ist, dass die U-Bahn gratis ist, kann entweder gratis für die Wiener Linien arbeiten oder lieber mehr Steuern zahlen. (Außer wiederum man müsste bei einer Gratis-U-Bahn weniger Straßen bauen, weil die Leute vom Auto umstiegen, und die Beträge würden sich saldieren, aber das ist wiederum eine beinahe unmögliche Kalkulation). Wer selber nicht gerne gratis arbeitet und gerne fair für seine Leistung entlohnt wird, der sollte auch zahlen, wenn er selber eine Leistung konsumiert, selbst wenn nicht kontrolliert wird und es ein Staatsbetrieb ist.
Ich fahre heutzutage überwiegend mit dem Rad. Aber wenn ich mit der U-Bahn fahre, dann zahle ich aus obigen Gründen auch dafür.
Ich habe nicht den Eindruck, dass es beim Schwarzfahren um Teilhabe an einer kollektive Idee geht. Vielmehr ist es eine egoistische Entscheidung. Das hat sicherlich auch damit zu tun, das viele von uns(so ab der Generation Golf - .. eigentlich Generation Mamas-Golf)gelernt zu haben, dass es im Sinne der Allgemeinheit gut sei, wenn jeder seinen individuellen Nutzen maximiere. Nur das würde die Wohlfahrt aller verbessern. Seit wir fähig sind, die Idee des homo oeconomicus differenzierter zu sehen, könnte sich das ändern. Tut es aber nicht. Sonst würde ja wenigstens eine Schwarzfahrer-App funktionieren. Da müsste man als Nutzer ja nur eine Mitteilung senden, wenn man eine Kontrolle sieht, um so andere Schwarzfahrer zu warnen. Doch selbst das ist ein Schwarzfahrer offensichtlich nicht bereit zu leisten. Hat er doch schon seinen persönlichen Nutzen optimiert. .... puh. Die Wirtschaft des Schwarzfahrens ist schon schwierig ;-)
AntwortenLöschenBy the way: ich zahle auch, vergesse das aber auch schon mal.
... eigentlich ist es doch recht sinnlos, die ÖPNV zu zahlen. Schutz vor Belästigung wird nicht gewährt, die Kontrolleure sind unfreundlich und kontrollieren dijenigen Menschen, die aggressiv auftreten, eben nicht. Warum soll also ich zahlen, wenn aggressive Mitmenschen aller Kulturen offensichtlich nicht zahlen müssen. ... auch ein Aspekt, der dazu führt, dass das Gemeinwesen eben NICHT (mehr) funktioniert. Zu viel Opportunismuns zu Lasten der dummen Zahler.
Löschen