Spekulationsblasen
Wenn man über Geldgier spricht, so ist ein dankbares Thema
die Spekulation an den Börsen. In keinem anderen Feld sieht man derart die
Auswüchse einer Sucht nach Geld. Viele Spekulationsblasen sind bekannt:
Angefangen von der Tulpenmanie zu Beginn des 17. Jahrhunderts bis zum Platzen
der Dotcom-Blase im Jahre 2000. Nehmen
wir als Beispiel die Spekulationsblase der Gründerzeit, welche in den
Gründerkrach und in die Gründerkrise führte, um die Auswirkungen der Geldgier
an den Börsen zu verfolgen.
Im Jahre 1873 befand sich Wien in einer allgemeinen
Euphorie. Neue Erfindungen schienen das Unmögliche plötzlich möglich zu machen.
In die Wirtschaft wurde nur spärlich eingegriffen, das Prinzip des
„Laissez-faire“, des allgemeinen Gewährenlassens ohne staatliche Eingriffe
regierte. Die Börse in Wien stieg in immer höhere Höhen. Wie in jeder von der
Gier getriebenen Blase versuchten die Menschen auf nur allen erdenklichen
Wegen, zu Geld zu kommen, um an den Wertzuwächsen an der Börse profitieren zu
können. Neue Finanzprodukte kamen auf, um die Spekulation immer mehr
anzuheizen. So konnte man schon damals nur einen kleinen Teilbetrag („Margin“)
hinterlegen, um Aktien zu erwerben und musste die restliche Summe erst später
nachzahlen. Da irgendwann ja die Aktien gestiegen waren, konnte man alleine so
den Restbetrag begleichen. Neue Kredite wurden oft sogar mit noch in der
Zukunft zu erbauenden Häusern besichert. Da die Börsenkurse immer mehr stiegen,
glaubte man, diese Kredite aus zukünftigen Erträgen leicht zurückzahlen zu
können.
Auf die große Euphorie folgte der große Katzenjammer. Denn
am 9. Mai 1873 kam es zum schwarzen Freitag, an welchem sämtliche Kurse auf
einmal einbrachen. Die Blase war geplatzt und es kam zu einem Börsencrash,
damals genannt Börsenkrach. Durch die allgemeine Verunsicherung wurden immer
mehr Kredite zurückgerufen. Wegen der fehlenden Liquidität kollabierten mehrere
Bankenhäuser, wodurch die Unsicherheit weiter stieg. Die Krise weitete sich
schließlich weltweit aus. Unzählige Insolvenzen und Unternehmensbankrotte waren
die Folge. Die Gründerkrise sollte daraufhin ganze 20 Jahre andauern. Die
Arbeitslosigkeit stieg an, Firmen mussten schließen und menschliche Tragödien
waren die Folge.[1]
Die Verbindung von unendlicher Zukunftsgläubigkeit, deregulierten Finanzmärkten
und durch die Verlockungen des schnellen Geldes ausgelöste Gier scheint bis
heute eines der Kennzeichen von solchen Blasen zu sein, wie die jüngste
Geschichte ebenso zeigen kann.
Verteilung
Die Gier nach Geld kann sich auch an der Verteilung ablesen lassen.
Denn warum sollte man, wenn man schon genug hat, noch mehr bekommen wollen?
Wenn wir uns die Geldvermögen in Österreich ansehen, so gibt
sich ein sehr verzerrtes Bild. Das Netto-Geldvermögen bezeichnet zwar sowohl
die Einlagen bei Banken, als auch Wertpapiere und das Bargeld. Im Jahr 2011
waren jedoch alleine 43% des Geldvermögens Einlagen bei Banken, also großteils
Geld, das man "auf der Bank liegen" hat. Zieht man vom Vermögen die Schulden ab,
so kommt man zum Nettovermögen. Im Jahr 2011 besaßen die Privatpersonen in
Österreich um die 500 Milliarden Euro an Vermögen, während die Schulden sich
auf ungefähr 160 Milliarden beliefen. Die übrig bleibenden 340 Milliarden waren
laut einer Studie der Österreichischen Nationalbank und der Arbeiterkammer folgendermaßen
aufgeteilt:
·
0,1% der Bevölkerung besaßen 8% des
Nettogeldvermögens.
·
0,9% besaßen 19%.
·
9% besaßen rund 28%.
·
40% konnten 38% ihr Eigentum nennen.
·
50% besaßen gerade einmal 6% des Nettovermögens.
Zusammenfassend: Ein Prozent der österreichischen Bevölkerung
besitzen 27%, also fast ein Drittel des Geldvermögens. Zehn Prozent können
schon 55%, also mehr als die Hälfte ihr eigen nennen. Die Hälfte aller
Österreicher teilt sich bescheidene 6%.[2]
Natürlich besagt eine solche Verteilung per se nicht, dass
Menschen gierig nach Geld sind. Man darf sich jedoch schon die berechtigte
Frage stellen, ab wann ein Mensch genug hat. Ob das zusätzliche Streben nach
Mehr, wenn man bereits über ein gewisses Vermögen hinaus geht, nicht doch als
Gier gedeutet werden kann? Ist eine solche Ungleichverteilung nicht schon eine
Manifestation der Gier nach Geld?
Diese Blogreihe versucht der Gier nach Geld auf die Spur zu kommen! Der fünfte Teil ist hier zu finden!
[1]
https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCnderkrach
aufgerufen am 29.062015 um 16:05 Uhr.
[2]
Finanzbildung: Banken. Drehscheibe der
Wirschaft. Österreichisches Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum [Hrsg.],
Wien: 2011.
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